Heute möchte ich ein wenig über meine Erlebnisse von meinem letzten Urlaub im östlichen Mittelmeer auf dem Kreuzfahrtschiff MSC Fantasia aus der Sicht eines Typ-1-Diabetikers berichten. Natürlich werde ich im Besonderen auf die Punkte eingehen, die mir als Typ-1-Diabetiker besonders wichtig sind. Das sind neben dem reinen Urlaubsaspekt, also dem der Erholung und dem Kennenlernen von Menschen und anderen Ländern, das Essen und die Getränke. Meine Frau sagt immer, wenn die Verpflegung gut, oder besser praktisch, für mich ist, dann ist der Urlaub schon fast gerettet. Sie hat damit sicher nicht ganz unrecht, denn ich versuche auch im Urlaub, meine Blutzuckerwerte einigermaßen im Griff zu haben. Klar gibt es mehr Ausrutscher nach oben als nach unten im Vergleich zum Alltag, ist ja schließlich auch Urlaub, aber die Anzahl an Ausrutschern versuche ich auch auf Reisen immer möglichst gering zu halten. Wenn es mal nicht klappt, geht die Welt aber auch nicht unter. 🙂 Und gerade bei Landausflügen habe ich lieber einen 150er Blutzuckerwert, als dass ich zu knapp an der Grenze zur Unterzuckerung kratze.
Um das mit den wenigen Ausrutschern bei den Werten zu erreichen, ist es natürlich sehr hilfreich, wenn der gebuchte Urlaubsort einem da etwas unter die Arme greift. Ob das so war und ob es mir auch diesmal gelungen ist, meine Blutzuckerwerte einigermaßen im Zaum zu halten, könnt ihr nachfolgend erfahren.
Wer sich auch für meine etwas ausführlichere Reisereportage von dieser Kreuzfahrt jenseits des nervigen Diabetes interessiert, findet hier meine gesammelten Eindrücke von meiner Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer zu Weihnachten.
Meine Urlaubsvorbereitungen
Wie immer habe ich alles in doppelter Ausführung dabei. Also 4 Pens, zwei mit Einer-Schritten und zwei mit Zweier-Schritten für mein Lantus, inklusive 25 Ersatznadeln. Von jedem Insulin (Rapid und Lantus) jeweils 3 Patronen. Dann mein Blutzuckermessgerät Bayer Contour next USB zum einen und zum anderen als Ersatzgerät das normale Contour next inklusive massenhaft Teststreifen (ca. 300 Stück). Und natürlich Traubenzucker, Gummibärchen und kleine normal gezuckerte Kakao-Getränke-Päckchen für den Fall einer heftigeren Unterzuckerung.
Leider stand mir zum Zeitpunkt der Reise noch nicht das FreeStyle Libre als Messsystem zur Verfügung. Gerade auf den Ausflügen wäre das eine deutliche Erleichterung gewesen, meinen Blutzucker mal schnell mit einem Scan innerhalb einer Sekunde unblutig zu messen. Aber auf der nächsten Kreuzfahrt ist das Gerät auf jeden Fall mit dabei 🙂
Anmerkung zum Bayer Contour next USB Messgerät
In meinem kurzen Praxistest hatte ich ja schon gemutmaßt, dass das recht dunkle Display sich unter freiem Himmel nicht so gut ablesen lässt. Diese Vermutung hat sich jetzt in unserem Urlaub, wo wir viele schöne Sonnentage hatten, leider bestätigt. Unter freiem Himmel im Sonnenschein ist es praktisch nicht mehr ablesbar und man ist gezwungen, für etwas Schatten zu sorgen. 🙁
Busanreise zum Hafen von Genua
Bisher kannte ich die Busanreisen nur als Fahrten, die über Nacht erfolgten und auf denen die langweilige Fahrtzeit mit recht viel Schlafen überbrückt werden konnte. Bei MSC-Kreuzfahrten wird das aktuell etwas anders gemacht. Hier wird früh morgens gegen 7:00 Uhr, in unserem Fall in Frankfurt, losgefahren. Dann erfolgt aber keine direkte Durchfahrt zum Hafen in Genua, sondern der Transfer ist mit einer Übernachtung in der Schweiz oder Italien verbunden. Die Pausen zum Beine-Vertreten alle 3 bis 4 Stunden passten gut zu meinem Spritz-Ess-Mess-Abstand und sorgten für gute stabile Werte im Bereich von 130 mg/dl.
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Im Übernachtungshotel gab es allerdings nur einen Teller Nudeln mit einer Tomatensoße. Um 8 Uhr abends einen Teller mit unmenschlich vielen Kohlenhydraten, das passt so gar nicht in mein Low-Carb-Konzept für mein Abendessen. Dazu kam, dass ich auch recht müde war und nicht noch stundenlang meine Werte korrigieren wollte. Da das Hotel nichts anderes anbot (kein Scherz!), blieb mir nur eines übrig, raus aus dem Hotel und rein in den Supermarkt um die Ecke. Notgedrungen gab es an diesem Abend ein gut berechenbares Vollkornbrötchen mit Käse drauf und ein paar Wiener-Würstchen. Damit war mein Magen gefüllt, waren meine Nerven beruhigt und ich konnte einen Blutzuckerwert außer Rand und Band verhindern.
Um 7:30 Uhr am nächsten Morgen ging es dann weiter in Richtung Abfahrtshafen Genua. Den Hafen haben wir so gegen 12 Uhr erreicht. Zusammengerechnet sind das von der Abfahrt in Frankfurt bis zur Ankunft im Hafen in Genua rund 29 Stunden Transferzeit inkl. der Zwischenübernachtung in Italien. Ein direkter Bustransfer dauert in der Regel nur 12-14 Stunden. Und wegen der für mich unpraktischen Abendessenssituation im Hotel bedeutete diese Art der Anreise zusätzlichen Stress. Leider erfährt man erst während der Fahrt, in welches Hotel es geht, sodass man nicht vorab prüfen kann, welches Abendessen angeboten wird und ob es eventuell Alternativen wie ein Restaurant in der Nähe des Hotels gibt.
Check-in für das Kreuzfahrtschiff MSC Fantasia
Der Check-in in Genua verlief absolut reibungslos und sehr zügig, sodass wir schon 30 Minuten nach Verlassen des Busses auf dem Schiff waren. Auch sehr erfreulich ist, dass man inzwischen nicht mehr als Verdächtiger erster Klasse angesehen wird, wenn die Pens beim Durchleuchten der Gepäckstücke sichtbar werden. Es gab auch keine seltsamen Nachfragen wegen der vielen Döschen mit Messstreifen oder der Insulin-Patronen. Vor einigen Jahren habe ich das auch schon anders erlebt. Aber schön, wenn man sich diese Diskussionen inzwischen ersparen kann. 🙂 Nur bei der Sicherheitskontrolle in Haifa nahm eine junge Mitarbeiterin von der Hafen-Security meinen Insulin-Pen etwas auseinander. Aber nach einer kurzen Erklärung von mir, händigte die Dame mir den Pen wieder aus und ich durfte meines Weges gehen.
Essen auf dem Kreuzfahrtschiff MSC Fantasia
Da ich mich im Vorfeld schon über das Schiff etwas informiert hatte, führte mich der erste Weg nach dem Check-in gleich mal in Richtung Buffet-Restaurant. Auch deshalb, weil ich im Internet einige positive Meinungen darüber gelesen hatte. Die Besonderheit ist, dass dieses Restaurant sehr lange geöffnet hat und eine sehr große Auswahl an Speisen anbietet. Für mich als Diabetiker ist ein Buffet-Restaurant natürlich ein Traum, besonders wenn es so lange geöffnet hat, dass man dort auch zu Abend essen kann, nicht endlos lange warten muss und nur das auf dem Teller hat, was man möchte bzw. einigermaßen BE-technisch abschätzen kann. Einfach genial. Auf anderen Schiffen, auf denen ich bisher unterwegs war, gab es abends meist nur 2 Tischzeiten und zum Teil nicht enden wollende Wartezeiten, bis dann endlich das Essen vor mir auf dem Tisch stand. Oder der Blutzuckerwert klebt unter der Decke, ist also jenseits der 200er Marke, dann heißt es entweder Pech gehabt, wenn die Essenszeit dran ist, oder einen noch höheren Blutzuckerwert riskieren und mit viel Insulin korrigieren. Das ist aber beides nicht besonders prickelnd für mich.
Und die Berichte, die ich vorab gelesen hatte, haben nicht übertrieben. Besonders die coole Salat-Bar fand ich sehr genial. Wenn die Werte mal etwas höher waren und der Magen aber eigentlich Hunger signalisierte, dann konnte ich mit einem selbst zusammengestellten Salat den ersten Hunger stillen, ohne den ohnehin schon erhöhten Blutzucker noch weiter durch die Decke schießen zu lassen.
Was auch nicht schlecht ist, im normalen À-la-carte-Restaurant – wenn man dies doch nutzen möchte – gab es immer 4-5 Gerichte, für die auch die Nährwerte in der Speisekarte mit angeben waren. Das erleichtert einem deutlich das Berechnen der Insulinmenge. Und zusätzlich gab es pro Abend einen Nachtisch, welcher ohne zusätzlichen Zucker zubereitet wurde.
Ach ja, beim Frühstück findet man nicht nur richtiges Mehrkornbrot, sondern es gibt sogar kleine Light-Marmeladen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Und wer gerne Joghurt ohne Zucker, also die Natur-Version, isst, findet auch das am Frühstücks-Buffet. Und an der stets gut gefüllten Obst-Station gibt es frische Vitamine am Stück oder schon mundegerecht zerteilt. So etwas erfreut mein Diabetiker-Herz. 🙂
Nur an den Eisstationen mit den vielen tollen Geschmacksrichtungen gab es leider keine Nährwertangaben. Und eine Eis-Sorte, die explizit ohne zusätzlichen Zucker hergestellt wird, sucht man auch vergebens. 🙁 Gut, man kann halt nicht alles haben.
Getränke auf dem Kreuzfahrtschiff MSC Fantasia
Bei den Getränken, wie zum Beispiel den Soft-Drinks, gibt es leider nur Cola light. Andere Softgetränke als Light-Version konnte ich keine finden. Zu Hause trinke ich zwischendurch auch schon mal ganz gerne eine Fanta oder einen Multivitamin-Saft als Light-Version, denn immer nur Wasser, Tee und Kaffee ist mir auf die Dauer auch zu langweilig. Aber wie gesagt, Fehlanzeige. Ansonsten gibt es reichlich unterschiedliche Tee-Sorten, und wer seinen Tee oder Kaffee eher süß mag, findet auch Süßstoff (aber kein Stevia) an jeder Kaffee- und Tee-Station. Blöd fand ich nur, dass es keinen koffeinfreien Kaffee an den Stationen gab. 🙁 Diesen bekam ich interessanterweise nur beim Frühstück in der Kabine oder auf gezielte Nachfrage an den Kaffee-Stationen in Form eines löslichen Kaffees aus der Tüte!?
Sportliches zum Abbau der Blutzuckerwerte
Sportmuffel überspringen diesen Absatz einfach. 😉 Nein, im Ernst, wer seinen zu hohen Blutzucker mit Bewegung etwas abbauen möchte, findet dafür einige Möglichkeiten. Zum Beispiel gibt es einen recht großen Fitness-Bereich, wo man neben den Blutzuckerwerten natürlich auch seine zusätzlich angefutterten Kilos bekämpfen kann. Dafür stehen reichlich Laufbänder, Cross-Trainer, Gewichtsmaschinen und Hanteln bereit. Wer möchte, kann das gegen Aufpreis auch mit einem Personal Trainer unter Anleitung machen. Wer lieber schwimmt, findet an Bord insgesamt 3 Pools, die dafür bestens geeignet sind. Alternativ dreht man einfach einige Runden an Deck des Schiffes an der frischen Meeresluft, das sorgt auch für einen sinkenden Blutzuckerspiegel. Und wem das alles nicht reicht, der besucht jeden Tag noch den kostenlosen Tanzkurs. Zum Leidwesen meiner Frau habe ich letzteres aber nie ausprobiert.
Erholungsfaktor an Bord der MSC Fantasia
Im direkten Vergleich mit Schiffen wie der Costa Pacifica oder der Serena, fällt der Spa-Bereich auf der MSC Fantasia leider etwas dürftig aus. Während auf den oben genannten Schiffen von Costa der Spa-Bereich rund 6.000 Quadratmeter groß ist, muss man sich an Bord der MSC Fantasia mit maximal 2.000 Quadratmetern zufriedengeben. Ich finde, für so ein großes Schiff mit so vielen Passagieren ist das deutlich zu wenig, was man gerade an See-Tagen gemerkt hat.
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Fazit
Aus meiner Sicht ist es immer sehr ratsam, vor dem Buchen einer Kreuzfahrt zu prüfen, wie das mit dem Essen an Bord geregelt ist. Natürlich bekommt man auf den meisten Kreuzfahrtschiffen den ganzen Tag über irgendetwas zu essen, aber für mich als Typ-1-Diabetiker ist halt irgendetwas manchmal das falsche Essen. Wie schon gesagt, im Urlaub bin auch ich nicht so penibel mit meinen Blutzuckerwerten. Und dennoch möchte ich meinen mühselig über Monate erreichten HbA1c auch nicht mutwillig zerstören, nur weil ich mich jeden Tag allen essbaren Sünden hingebe, die auf einem Kreuzfahrtschiff in Hülle und Fülle angeboten werden. Aber ab und an darf es natürlich auch bei mir eine zuckersüße Sünde geben, auch wenn das in der Regel einen Blutzuckerwert um die 200 mg/dl bedeutet.
Und wer mich jetzt fragt, welche der beiden Anbieter (Costa oder MSC) für mich die praktischere Verpflegung geboten hat, so kann ich für mich sagen, dass MSC wegen dem Buffet-Restaurant auch zum Abendessen die Nase klar vorne hat. Bei den Light-Getränken haben beide noch etwas Nachholbedarf, da es bisher nur Cola light gibt. Allerdings punktet Costa mit dem an jeder Kaffee-Station verfügbaren und gebrühten koffeinfreien Kaffee und dem für mich persönlich praktischeren direkten Bus-Transfer ohne Übernachtung zum Abfahrtshafen.
Welche Erfahrungen als Diabetiker habt ihr auf anderen Schiffen gesammelt?